Den geneigten Hörer erwarten 65 Minuten sprudelndes Virtuosentum des Flöten-Repertoires aus dem 19. Jahrhundert. Zu hören sind Paraphrasen von Opernarien aus Giuseppe Verdis Rigoletto und La Traviata, Charles Gounots Faust, Gioachino Rossfinis La Cenerentola und Georges Bizets Carmen. Die Arrangeure dieser Opernhits waren seinerzeit bekannte Flötisten wie z.B. Wilhelm Popp, Emanuele Krakamp oder François Borne, die sich ihr eigenes Repertoire schrieben und dabei alles einbauten, was gut und schwer war, um ihre eigene Virtuosität unter Beweis zu stellen und das zahlende Publikum vom eigenen künstlerischen Rang zu überzeugen.
Die Flötistin Miriam Terragni und die Pianistin Catherine Sarasin haben beide eine sehr natürliche sympathische Ausstrahlung und agieren in selbstverständlicher Eintracht miteinander. Ohne Energieverlust übertragen sie die hohe Kunst des Belcanto auf ihre Instrumente. Wunderschönes Legato und Messa di voce, elegante Portamenti und Vibrati, spritzige Läufe und spannende Dynamik lassen die technischen Anforderungen zugunsten der dramatischen Musik in den Hintergrund treten. Scheinbar mühelos fliegt die Musik am Fenster des Betrachters vorbei und erfreut das Ohr, ohne dabei zu überanstrengen. Eine Tatsache, zu der die moderaten Tempi beitragen.
In der Ersteinspielung von Joseph Joachim Raffs Deux Paraphrases de Salon d’apres Verdi, op. 70 zeigt sich Catherine Sarasin als vorzügliche Solistin. Der Schweizer Komponist und Pianist Raff (1822-1882) war ein glühender Verehrer Franz Liszts, der sich in dieser Komposition der Popularität der beiden Melodien aus Il Trovatore und La Traviata bediente, um sie in sein eigenes Werk einzubauen.
Nie wirken die bekannten Motive platt oder billig, ganz egal wie oft man sie auf Reisen als Klingelton gehört hat. Diese Aufnahme stellt die Unschuld und unpathetische Schönheit in aller Jungfräulichkeit wieder her, und man möchte gerne mehr von diesem Duo hören.
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